Wie du den passenden Mentor findest und welche Fragen du dir dabei stellen solltest

 
Photo von Content Pixie auf Unsplash

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Business-Mentoren, Trainer oder Coaches, aber auch Ärzte, Therapeuten oder Masseure gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Nur wie findest du heraus, wer zu dir passt und dir auch wirklich mit deinem Anliegen behilflich ist?

Heutzutage recherchieren wir meist im Internet oder erhalten eine Empfehlung durch Freunde, Arbeitskollegen oder Familienangehörige. Bei Einzelsitzungen bei z. B. einem Arzt, Therapeuten oder Masseur kannst du sofort eine Alternative suchen, wenn es zwischenmenschlich nicht passt oder du unzufrieden mit der Dienstleistung warst.

Wenn du dich hingegen für ein längerfristiges Coaching- oder Mentoring-Programm anmeldest, ist ein gründliches Abwägen vor der definitiven Zusage entscheidend. Eine intensive Zusammenarbeit über mehrere Monate sollte gut gewählt sein. Nicht immer bekommst du dein Geld zurück, wenn du später merkst, dass es doch nicht passt. 

Damit du in dieser Odyssee der Recherche nicht untergehst, findest du in diesem Artikel eine Anleitung. Sie soll dir dabei helfen, den passenden Mentor oder Coach zu finden.


Kraft tanken kann man nur da, wo man sich wohlfühlt.
— unbekannt

1. Kenne dein Warum

Die erste Frage, die du dir immer stellen sollst, ist:

Warum brauchst du einen Mentor oder Coach?

Ist es, weil du mit einem Thema nicht weiterkommst und du dir deshalb eine Aussensicht wünschst? Oder ist es wieder die (jahrelange) Gewohnheit, von einem Mentor zum nächsten zu tingeln?

Die letzte Frage soll jetzt keine ketzerische Provokation sein, sondern ist ein Fakt, den ich selbst erlebt habe.

Zu Beginn war ich nicht bereit, Hilfe anzunehmen: «Warum soll ich in mich investieren, wenn ich doch alles selbst kann?» Danach begann ich von einem Mentor zum nächsten zu laufen.

Warum? Aus Angst, mich zu zeigen und in meine wahre Grösse zu kommen.

 In anderen Worten: Ich gab (unbewusst) die Verantwortung ab, statt mich ihr zu stellen! Dies erzeugte eine Art Feld der «Abhängigkeit» und brachte weder mir noch meinem Mentor etwas.

2. Kenne dein Ziel

Eine ebenso wichtige Frage, die du vor deiner Recherche klären sollst:

Worin genau brauchst du Unterstützung?

  

  • Gehst du gerade eine schwierige Phase durch und brauchst «mentalen» Support?

  • Bist du unzufrieden mit deiner aktuellen beruflichen Situation und soll er/sie dich bei deiner Neuorientierung unterstützen?

  • Brauchst du einen Mentor, der dich z. B. in deiner Selbstständigkeit weiterbringt, weil du an einem Punkt angelangt bist, wo du anstehst?

  • Hast du Fragen zu einem bestimmten Thema und brauchst eine Expertenberatung (z. B. Rechtsberatung, Steuerberatung, Immobilienberatung etc.)?

  • Hast du körperliche Beschwerden und brauchst medizinische Hilfe?

 

All diese Beispiele benötigen jeweils einen komplett anderen Lösungsansatz, und das solltest du bei deiner Auswahl berücksichtigen.

Nehmen wir mal an, du hast Rückenbeschwerden. Du erkundigst dich in deinem Freundeskreis. Du bekommst ganz unterschiedliche Antworten: 

Jemand schwört auf den Chiropraktiker X, ein anderer bevorzugt den Osteopathen Z. Für den anderen passt Craniosacral- oder Physiotherapie besser, und wieder eine andere Person fühlt sich beim Masseur gut aufgehoben.

 

Genauso ist es mit Empfehlungen für Mentoren oder Coaches.

 

Arno Müller, ein sehr erfahrener und «berühmter» Coach, wird dir von deiner besten Freundin empfohlen. Sie schwärmt in den höchsten Tönen von ihm und wie unglaublich er sie, mit ihrem Anliegen, weitergebracht hat. Du schaust dir seine Webseite an, fühlst dich ziemlich angesprochen und vereinbarst einen Termin.

Du triffst dich mit ihm – und was erlebst du: Arno ist dir total unsympathisch, triggert dich dermassen, dass für dich eine Zusammenarbeit überhaupt nicht möglich ist. Enttäuscht gehst du nach Hause und traust dich nicht, deiner Freundin zu sagen, dass es für dich ein totales Desaster war.

 

Ich glaube, du merkst, worauf ich hinauswill ...  

Es gibt nicht den/die Richtige(n) für ALLE. Aber es gibt den/die Richtige(n) für DICH.


Wenn du etwas wagst, wächst dein Mut.
Wenn du zögerst, deine Angst.
— Mahatma Gandhi

3. Wie möchtest du arbeiten?

Ja, wie du arbeiten möchtest, ist ein sehr wichtiger Aspekt, den du bedenken sollst.  

Warum? a) sind wir alle unterschiedliche Lerntypen und b) stehen uns jeweils andere Zeitressourcen zur Verfügung. Denke nur an eine Single-Frau oder eine Mama ...

Deshalb kläre für dich die nächsten Fragen, um die Art der Zusammenarbeit zu evaluieren:

  • Möchtest du lieber offline oder online arbeiten?

  • Ist es dir wichtig, die Person in «echt» zu treffen und dass der Mentor punktgenau auf dich und deine Bedürfnisse eingeht?

  • Ist es für dich bedeutsam, flexibel zu bleiben, keine Anfahrtszeit zu haben und/oder Mentoring-Elemente selbstständig zu erarbeiten?

  • Wünschst du dir den Austausch mit Gleichgesinnten und ist es dir ein Anliegen, dich mit anderen zu vernetzen?

  • Ist dir Support zwischen den Terminen wichtig oder brauchst du eine Pause, damit du alles in Ruhe integrieren kannst?

  

Viele Business-Mentoren oder Coaches bieten Einzel- oder «nur» Gruppenprogramme mit Gruppen-Calls und Trainings an. Teilweise ist es auch ein Mix mit Selbststudium, bestehend aus Videos, Audios und Worksheets. Module selbstständig zu erarbeiten, erfordert jedoch viel Selbstdisziplin.

Selfstudy oder Gruppenprogramme sind nicht für alle geeignet. Ein guter Mix kann durchaus eine spannende Erfahrung sein, wenn das deiner Neigung entspricht.

Meine Bilanz aus meiner eigenen Erfahrung mit 1:1-Coaching/Mentoring vs. Gruppencoaching-Programmen: 

Vorteil:

Du interagierst mit anderen Teilnehmenden, ihr könnt voneinander sehr profitieren und viel lernen. Das kann sehr inspirierend sein. Oft hast du einen Sparringspartner, mit dem du dich wöchentlich oder zweiwöchentlich austauschst.

Bist du «nur» im 1:1, bist du selbst verantwortlich, Gesprächspartner zu finden.

Im 1:1 geniesst du wiederum die 100%ige Aufmerksamkeit des Coaches/Mentors, und deine Fragen werden immer berücksichtigt und beantwortet.

Bei beiden Varianten hast du jemanden an deiner Seite, der dich in die Verantwortung zieht, wenn du deine Übungen nicht machst oder du gerade in einem Thema feststeckst.

 

Nachteil:

Es wird oftmals mit dem Gruppenthema oder der Gruppendynamik gearbeitet statt deines aktuellen Anliegens. Je nachdem wo du stehst, kann dich das ein wenig ausbremsen, anstatt dich voranzubringen.

Manchmal kann es vorkommen, dass du bei gewissen blinden Flecken die Verantwortung abgibst und dich hinter der Gruppe versteckst, anstatt daran zu arbeiten.

Oftmals wird das Gruppenprogramm mit dem Namen des Coaches X beworben, doch schlussendlich hast du wenig mit dieser Person zu tun. Sprich: Du arbeitest im 1:1 mit den ausgebildeten Coaches statt mit dem Mentor, von dem du eigentlich lernen willst.


Wer ins kalte Wasser springt,
taucht in ein Meer voller Möglichkeiten.
— unbekannt

4. Wer ist jetzt der/die Richtige?

 

Jetzt, wo du weisst, was du brauchst und welche Thematik du angehen willst, kann die Suche beginnen. 

Wenn du dein Business neu aufbaust, macht es Sinn, eine Person zu wählen, die sich darauf spezialisiert hat und dir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung geben kann. Das kann z. B. die passende Marketing-Strategie sein, dein idealer Kunde und wie du Neukunden gewinnst. Mit dem Business-Mentor sparst du einiges an Zeit beim Aufbau deiner Grundstruktur.

Geht es dir hingegen darum, deine Positionierung nochmals unter die Lupe zu nehmen und diese Punkte zu klären:

  • Ist deine Botschaft klar?

  • Wie ist deine Präsenz?

  • Entspricht es deinen Werten?

  • Passt deine Marke (noch) zu dir?

  • Hast du Freude an dem, was du tust, oder ist es Zeit, eine andere Richtung einzuschlagen?

… lohnt es sich, die Fühler nach dieser Art von Coaching/Mentoring auszustrecken.

 

Sind bei dir noch alte Glaubenssätze und Prägungen vorhanden, erlebst du wiederkehrende Themen oder Situationen mit deinen Kunden oder deinen Mitmenschen? Dann eignet sich vermutlich ein Life-Coach oder ein Therapeut, bevor du die «praktische» Arbeit angehst. Business- und Marketing-Strategien sind schnell gelernt, doch die Innenarbeit ist das, was dich wirklich frei macht für deinen Weg!

Du merkst, je genauer du weisst, was du brauchst und was du erreichen willst, umso klarer kannst du die Suchbegriffe in der Suchmaschine (z. B. Ecosia) eingeben oder in deinem Freundes- und Bekanntenkreis nach Empfehlungen fragen.

Deshalb sind klare Antworten auf die ersten drei Fragen essenziell, bevor du mit der Recherche beginnst. 

 

5. Die Entscheidung

Nun kommen wir zum «grande finale»! Du hast eine passende Auswahl getroffen, was nun?

Buche ein unverbindliches Erstgespräch und kläre alle offenen Fragen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob du dich mit dieser Person wohlfühlst, ihr vertraust und mit ihr zusammenarbeiten kannst.

Wenn die Chemie zwischen euch nicht stimmt, kann diese Persönlichkeit noch so gut in ihrer Arbeit sein, du wirst nicht die gewünschten Ergebnisse sehen.

Bitte bedenke: Wenn du an dir arbeitest und deinen Herzweg gehst – egal ob als Selbstständige oder bei einer beruflichen Neuorientierung –, kommen alte Themen, Ängste, Glaubenssätze oder Blockaden hoch.

Ein Mentor, der aus dem Herzen handelt, begleitet dich mit der klaren Absicht, dich zu deinem höchsten Wohl zu unterstützen und dir dabei zu helfen, dass DU weiterkommst. Sie/er steht dir bei, damit du dich von diesen alten Programmen lösen und befreien kannst.

Das bedeutet, dass dich dieser Coach oder Mentor herausfordert und dich auf gewisse Weise triggert, doch soll es immer auf wohlwollende Weise geschehen.

 

Anmerkung: Du veränderst dich durch den jeweiligen Prozess, den du gerade durchläufst. Heute stimmt ein 1:1, morgen ist ein Gruppencoaching passender, und dann ist wieder eine individuelle Betreuung das Richtige für dich.  

Horche immer wieder gut in dich hinein und denke daran: Es ist immer gut so, wie es aktuell ist. Hab auch den Mut, loszulassen, wenn es nicht mehr passt. Auch wenn Abschiednehmen traurig macht. Du weisst nicht, was das Universum für dich bereithält.

Checke deshalb immer wieder in deinem Inneren: 

  • Deckt die Person deine Bedürfnisse ab?

  • Wie fühlst du dich mit diesem Coach/Mentor?

  • Kannst du dir eine längere und intensive Zusammenarbeit vorstellen?

  • Unterstützt sie dich genau mit deinem Anliegen?

  • Brauchst du jetzt eine individuelle Betreuung oder kommt ein Gruppencoaching infrage?

  • Kannst du dir die Investition leisten?
     

Die letzte Frage führt uns gleich zum letzten Punkt.

 

6. Deine Investition

Mehrmonatige Coaching- oder Mentoring-Programme unterscheiden sich massiv in den Preisen. Viele schrecken oft vor den «hohen» Kosten zurück – zu Recht.

Ein 12-Monats-Business-Mentoring-Programm für CHF 50'000 ist nicht für jeden drin. Ein 10-Monats-Coaching-Programm, bei dem die Investition CHF 9'000 beträgt, ist hingegen realistischer.

Bevor du jetzt den Taschenrechner zückst und den «klassischen» Denkfehler machst und den Stundensatz berechnest, lass uns gemeinsam die Vogelperspektive einnehmen.  

Der/Die Mentor*in gibt dir seine/ihre Erfahrungen weiter. Er gibt dir seine Best-Practice-Lösungen mit, du lernst, was funktioniert und was ggf. nicht funktioniert hat. Sie ermutigt dich, auszuprobieren und herauszufinden, was DIR entspricht. Dazu gehört übrigens auch Fehler machen und daraus lernen.

Je nach Programm bekommst du Videos, Audios, Worksheets und sonstige Unterlagen, die du im Selbststudium erarbeitest. All dieses Material, das dir zur Verfügung gestellt wird, ist nicht von selbst entstanden. Der Coach hat viel Zeit und Geld investiert – das erst danach verdient wird.  

Einige bieten zwischen den Terminen Support an, beantworten deine E-Mails oder senden dir Sprachnachrichten. So vielfältig auf deine Anliegen einzugehen, nimmt ebenfalls die Zeit des Coaches in Anspruch.

Denke auch daran, dass diese Menschen sich stetig weitergebildet und selbst Mentoren gebucht haben, um dort zu stehen, wo sie jetzt sind.

Das alles hat seinen Preis und darf auch entsprechend entlohnt werden.

 

Wäge deshalb gut ab:

  • Was ist im Programm enthalten?

  • Was bekommst du für dein Geld?

  • Welchen Nutzen ziehst du daraus?

  • Bekommst und lernst du das, was du brauchst?

  • Kannst du dir die CHF 30'000 wirklich leisten, ohne dich zu verschulden?

  • Die entscheidende Frage ist und bleibt: Was brauche ich jetzt und bringt es mich weiter?

Zweifelst du daran und hörst du kein klares Ja? Erlaube dir, Nein zu sagen, wenn du dich nicht wohlfühlst.

  

Fazit

Es gibt kein Richtig oder Falsch. Es gibt nicht einen Mentor oder eine Strategie, die für alle funktioniert. Es gibt die richtige Person, die jetzt und hier, wo du gerade stehst, zu dir passt.

 

Die Antwort liegt in dir:

  • Vertraue auf dein Gefühl und deine Intuition.

  • Entscheide dich für die Person, bei der du dich aufgehoben, verstanden und gut fühlst.

  • Lasse dich von astronomischen Versprechen nicht blenden. 

 

Wie entscheidest du dich für den passenden Mentor oder Coach?

 

Ich freue mich auf dein Feedback im Kommentarfeld.

 

Herzlichst,

Cristina